Reiterstatuen haben eine lange Tradition im Bereich der bildenden Kunst. Angefangen mit der römischen Antike, über die Reiterstatuette Karls des Grossen (Ende des 9. Jh., Louvre) aus dem Mittelalter, bis hin zur Zeitspanne von der zweiten Hälfte des 17. Jh. bis Mitte des 19. Jh., in der die Reiterstatue unter dem Absolutismus und dem Neoklassizismus ihre Blüte erreichte. Hoch zu Ross, in anmutiger, siegessicherer Pose, wurden Herrscher oftmals auf öffentlichen Stadtplätzen ausgestellt und repräsentierten nicht zuletzt den Machtanspruch der herrschenden Instanz (siehe Duby et al.: 1057 ff.).
Mit der Reiterstatue des Freiburger Stadtgründers, Berthold IV. von Zähringen, knüpft Antoine Claraz auf moderne Weise an jene Tradition an, indem er seiner Figur eine individuelle Note verliehen hat: Sie steht nicht wie sonst üblich auf einem Sockel, sondern hängt an der Aussenwand eines Gebäudes. Ausserdem weisen Pferd und Reiter lediglich grob stilisierte Züge auf, die nicht ein höchstmögliches Mass an Naturtreue anstreben. Stattdessen dominieren klare Linien, die das Volumen der Körper akzentuieren und eine harmonische, bewegte Inszenierung schaffen. Die Plastik wurde aus geschmiedeten und zusammengeschweissten Kupferblättern geschaffen, die auf ein inneres Grundgerüst aufbauen. Auf dem Banner des Ritters steht geschrieben: „Hier baue ich meine Stadt.“ Dieser Satz ist zugleich Machtanspruch und Ausdruck der Willens- und Vorstellungskraft des Zähringer Herzogs.
Es befinden sich weitere Werke von Antoine Claraz in Freiburg, etwa das Relief an der Fassade der Poya-Kaserne, der Brunnen bei der Schule im Botzet, sowie eine Madonna in der Christ-König-Kirche. (AW/bf)