Das Stadtbild, wie wir es uns heute von Freiburg gewohnt sind, hat eine lange Baugeschichte. Wie jede andere Stadt ist sie das Ergebnis jahrelanger Planung, Strukturierung, Aufbau- und Abbrucharbeiten, Modernisierung, Restaurierung und natürlichem Zerfall. Das Mit- und Nebeneinander von alter und neuer Architektur ist auch in Freiburg ein prägendes Merkmal der Stadtentwicklung.
Diese Spannung von früher und jetzt war Ausgangspunkt für die gestalterische Idee von Gilbert Gendre: Im Mittelalter verlief nämlich am Standort des Werkes die Stadtmauer. Sie trennte dort das Stadtinnere von einem ausserhalb der Stadtmauer gelegenen Teich. Zum Teich gelangte man nur durch ein Tor, das in der Mauer eingelassen war. Von jenem, von den heutigen Bewohnern Freiburgs längst vergessenen Tor inspiriert, wurde die Idee des Durchgangs in moderner Weise ins 21. Jahrhundert überführt.
Die Plastik besteht aus einer ungefähr vier Meter hohen, weiss bemalten Metallsäule, welche die Form eines auf dem Kopf stehenden, langgezogenen und rechtwinkligen U‘s hat. Sie ist zudem durchgehend von einem Quaderwerk aus transparentem Plexiglas umhüllt, dessen Kanten schwarz akzentuiert sind und durch horizontale Linien in drei Abschnitte unterteilt ist. Das Werk lebt von simplen, geometrischen Formen wie der Geraden und dem rechten Winkel. Diese genügen, um damit ein räumliches Gebilde zu formen, das dazu einlädt, durch den leeren Zwischenraum in der Mitte hindurchzuschreiten. Dieser rechtwinklige „Bogen“ erinnert daher bewusst an ein Portal, oder ein Tor.
Als Komponente des Kunstwerks schützt der Glaskasten die Metallkonstruktion nicht nur vor schädlichen Einwirkungen auf seiner Oberfläche, sondern ist zugleich ästhetisches Element: Die Skulptur teilt einige formale Charakteristika mit der architektonischen Umgebung, in der sie steht. Das Gebäude der Finanzdirektion besticht durch eine moderne Front aus Glaselementen und Steinplatten, welche durch horizontale und vertikale Linien rhythmisiert wird. Lange vertikale Linien geben dem Gebäude eine in die Höhe gezogene Erscheinung, ähnlich, wie sie die Skulptur aufweist. Auch der Bodenbelag, auf dem die Skulptur ruht, besteht aus quadratischen Steinplatten, deren rechtwinklige Konturen zur Architektur passen. Somit integriert sich das Werk harmonisch in ihren Standort und wird Teil der Gebäudearchitektur, während ihre gemeinsamen Formsprachen miteinander verschmelzen.