Niki de Saint Phalle war eine international bekannte französisch-schweizerische Künstlerin. Sie gehörte, wie auch ihr Partner Jean Tinguely, der Bewegung des New Realism an. Neben ihren provokativen Schiessbildern, welche sie als Teil einer Aktionskunst produzierte, zählen die „Nana“-Figuren zu ihren berühmtesten Werken. Diese Figuren sind zum Teil gigantische, aus Polyester geformte und mit knallbunten, reinen Farben bemalte Plastiken, welche auf öffentlichen Plätzen grosser Städte wie Hannover, Paris oder Zürich vorzufinden sind. Die Nanas haben weder Ecken, noch Kanten und ihre voluminösen, korpulenten Körper mit glatter Oberfläche beeindrucken durch die flüssige Bewegung ihrer Konturen. Der Name „Nana“ bezieht sich wohl auf die „Dada“-Kunstbewegung, deren Einflüsse in ihren Werken nicht zu übersehen sind.
Die Plastik, die im Garten des Museums für Kunst und Geschichte ausgestellt ist, folgt zum Teil der Gestaltungsweise der „Nana“-Figuren. Sie unterscheidet sich jedoch von ihnen durch eine mosaikhafte, mit glänzend-farbigen Keramikstücken beschichtete Oberfläche. Auf einem grüngefärbten und mit Mosaik besetzten Sockel stehen zwei tierähnliche Figuren, die wie eine Mischung aus Schildkröte und Hund aussehen. Diese sind mit mehreren bunten Farben bemalt, oder mit glänzenden Keramikstücken versehen. Sie tragen gemeinsam einen überdimensionalen, aufgerichteten Käfer, dessen Körper fast vollends mit leuchtend roten Keramikscherben bestückt ist. Dieser trägt wiederum das ihm übergeordnete Element mit seinem Geweih. Gekrönt wird die Skulptur von einem Frauengesicht im Profil, dessen Haare durch zwei nebeneinander stehende Mondsicheln dargestellt werden. Auch diese sind mit schillernden, silbernen Keramikstücken beschichtet. Das Gesicht selbst besteht nur in seinen Konturen, denn es ist, anders als die darunterliegenden Figuren, nicht als voluminöses Objekt gestaltet. Lediglich die rotgefärbten Lippen sind farblich hervorgehoben. Der im Profil wiedergegebenen Gesichtskontur ist ein Auge angefügt, das selbst nicht im Profil steht, sondern dem Betrachter frontal präsentiert wird, - eine Darstellungsweise, die an die Kunst der alten Ägypter oder auch an Bilder Picassos erinnert.
Der Aufbau der Plastik erinnert mit seinen aufgetürmten Tiermotiven an einen Totempfahl der Indianer an der Westküste Nordamerikas. Mit dem Mond an der Spitze, personifiziert als Frau, könnte La Grande Lune aber auch eine Art mystische Referenz der Künstlerin an unseren Erdtrabanten darstellen. (AW/bf)