Das mehrteilige Kunstwerk von Wiggli steht inmitten zweier rechteckiger Brunnenbecken, die parallel zum angrenzenden Universitätsgebäude verlaufen. Während das Wasser im etwas kleineren Becken von fünf kleinen Springbrunnen in Bewegung versetzt wird, steht das Wasser im grösseren Becken still. Dabei ist das grössere Becken zudem um einiges tiefer und die ruhige Wasseroberfläche lässt es zu, die in den Grund eingearbeiteten, geometrischen Strukturen zu betrachten. Der eigentliche Blickfang der Brunnenanlage ist eine Metallskulptur, die zwischen den beiden Becken auf einer kleinen Betonplatte platziert ist. Sie schafft ein vertikales Gegengewicht zur horizontalen Wasserfläche. Die Plastik besteht aus drei aufgerichteten, geschmiedeten Metallplatten. Die 5cm dicken Stahlplatten sind nahezu 4 m hoch und wiegen zusammen 3.5 Tonnen. Beschnitten und zum Teil leicht verbogen, stehen die drei rostbraunen Teile im gegenseitigen Dialog und kontrastieren gleichzeitig mit der architektonischen Umgebung.
Trotz ihrer Wuchtigkeit, scheint die Metallskulptur grazil aus dem Wasser emporzusteigen, einer badenden Nymphe gleich, die sich im Wasser eines klaren Teiches spiegelt. So wird die Skulptur denn auch liebevoll „Nymphe von Miséricorde“ genannt. Oscar Wiggli verfolgt auch mit diesem Werk sein zentrales künstlerisches Thema, die Formen des weiblichen Körpers. Esum wurde 1990, anlässlich der 100-Jahrfeier der Universität Freiburg geschaffen und in die neu konzipierte Brunnenlandschaft integriert.Der Titel der Brunnenanlage, Esum, mutet kryptisch an, wobei sich die Bedeutung eventuell aus seiner Umkehrung erschliesst: Liest man ihren Namen rückwärts, erhält man das Wort Muse. Musen wurden bereits im alten Griechenland als Quellen der Inspiration verehrt. Die grossen Denker und Künstler hofften dabei stets auf deren göttliche Eingebungen, die sie zu wissenschaftlichen und kulturellen Höchstleistungen anregten. Diese Art von mystischer Motivation könnte auch den hier Studierenden der philosophischen und theologischen Fakultäten von Nutzen sein, für welche die Brunnenanlage zum Alltagsbild gehört. So kann man sich erhoffen, dass in der universitären Lernumgebung manche "von den Musen geküsst" werden, sodass kreative Ideen - wie das Wasser im Brunnenbecken - nur so sprudeln. (AW/bf)