Im Kreisel am Dorfeingang, von Schiffenen her kommend, steht, umbrandet vom regen Durchgangsverkehr, eine Skulptur des einheimischen Künstlers Imbert Zwahlen. Als Passant im Auto erhascht man beim Vorbeifahren kurz die zwei imposanten Steinsäulen von denen uns stilisierte Augen mit prüfendem Blick beobachten. Bin ich zu schnell unterwegs?
Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich das Werk keinesfalls als stilisierter Gendarm, der uns mit querem Blick anschaut, sondern als Metapher für die Vielschichtigkeit der menschlichen Wahrnehmung und Plädoyer für Toleranz gegenüber unterschiedlichen Sichtweisen. Die zwei Augen sollen verschiedene Blickwinkel, man könnte auch „Ansichten“ sagen, symbolisieren.
Der Künstler schreibt Folgendes dazu: „Schauen mehrere Menschen das gleiche Objekt an, nimmt nicht jeder Betrachter das Gleiche wahr; einer sieht die Vorderansicht, der Andere die Rückseite. Der unterschiedliche Blickwinkel in der Optik (- wie auch in der Gefühlswelt) vermittelt jedem ein anderes Bild. Verschiedene Ansichten bereichern das Miteinander, regen uns zum Austausch, zu Diskussionen an. Natürlich können sie auch Anlass zu Missverständnis und Unverständnis werden. Im Leben allgemein, auf Gemeindeebene, wie auch im Strassenverkehr, kann es nur von Vorteil sein, sich in die Ausgangslage des Anderen zu stellen und das Objekt aus dessen Blickwinkel betrachten zu können.“
Bei Uneinigkeiten und Streitereien wäre den Beteiligten durchaus zu empfehlen, im Kreisel von Gurmels eine imaginäre Runde zu drehen und einen Perspektivenwechsel zu vollziehen. Ist es diese Botschaft, die uns der Künstler augenzwinkernd mitteilen möchte? (BF)