Peter Barth, der in Kerzers ein Atelier für Glasdesign betreibt, war der Gewinner eines Projektwettbewerbs für die künstlerische Ausgestaltung von vier Kirchenfenstern zum vorgegebenen Thema „Die Seligpreisungen“. Er konnte in der Folge sein Projekt für die Rundbogenfenster im Kirchenschiff realisieren. Im Juni 2012 wurde das fertige Werk mit einem Fest der Kirchgemeinde eingeweiht.
Die Gliederung der Fenster, mit den quadratischen Scheiben und der Rundung im oberen Teil, wurde von Barth in der ursprünglichen Art belassen. Die neuen Glasmalereien schieben sich gleichsam hinter diese bestehende Struktur der alten Fenstersprossen. Den neu gestalteten Werken liegt immer dieselbe Komposition zugrunde: Der Aufbau ist geprägt durch ein schwarzes Gerüst, das formal an eine Leiter erinnert. Die fleckige Schwarzstruktur scheint in der Technik des Materialdrucks entstanden zu sein, so als ob schwarz eingefärbtes, zerknülltes Papier für die Spurgebung gedient hätte. Im oberen Teil der Fenster schiebt sich jeweils ein Band quer durch die Bilder. Der gewellte Umriss dieser Bänder lässt den Betrachter an einen Vorhang mit Faltenwurf oder an eine Wolke denken.
Farblich beschränkte sich der Künstler auf Weiss und Schwarz sowie den Buntton Rot. Zudem spielte er mit unterschiedlichen Effekten der Transparenz – einmal klar durchsichtig, dann wieder opak. Auch für die Strukturierung der Flächen bediente sich Barth einem breiten, teils gewagten Repertoire; stark kontrastieren beispielsweise die Rautenmuster in den beiden vorderen Glasmalereien mit den alten Fenstersprossen. Oft steht die Wahl von Farbe und Materialbeschaffenheit mit dem gegenüberliegenden Fenster in einer Wechselwirkung. So ist im Fenster hinten rechts (siehe Abbildung oben) die "Wolke" in Rot gestaltet, der restliche Teil klar und durchsichtig; im gegenüberliegenden Fenster findet sich die formale Umkehrung.
Leiter, oben-unten, Vorhang, Wolke, Himmel-Erde ... der aufmerksame Betrachter wird bestimmt die symbolische Dimension des Werkes erahnen. „Seligpreisungen“ – hilft uns vielleicht die Thematik des Projektwettbewerbs der Bedeutung des Werkes auf die Spur zu kommen? Das Thema nimmt Bezug zu einem zentralen Abschnitt der Bergpredigt im Matthäusevangelium (Mt 5,3-12). Darin wird unter anderem den Armen und Leidtragenden dieser Erde die hoffnungsvolle Botschaft verkündet, dass sie einmal an der göttlichen Glückseligkeit teilhaben werden.
Die Kirchenfensterkommission notierte Folgendes zur Werkdeutung durch den Künstler selbst: "Peter Barth empfindet die Seligpreisungen als Vision des geistlichen Weges, den ein christlicher Mensch in seinem Leben geht. Er wandert die Leiter hinauf, dem Himmel entgegen. Die Wolke symbolisiert seine Begegnung mit dem Geistlichen, das verwirren oder inspirieren kann. Als Suchender kann sich jeder Mensch in der nebligen Wolke verirren oder Klarheit gewinnen und den Weg in den Himmel finden." (BF)