Jeremias Gotthelf war das Pseudonym des Schriftstellers und Pfarrers Albert Bitzius, der 1797 in Murten als Sohn des reformierten Pfarrers geboren wurde. Hier verbrachte er seine frühe Kindheit, bevor die Familie dann ins Emmental umsiedelte. Gotthelf leistete mit seinen Schriften einen bedeutenden Beitrag an das literarische Schaffen des 19. Jahrhunderts im gesamten deutschsprachigen Raum. Gut hundert Jahre nach dem Tod des Dichters realisierte der Murtner Bildhauer Willy Burla zu Ehren des berühmten Stadtsprosses die lebensgrosse Bronzeplastik. Sie zeigt den Dichterpfarrer vornehm gekleidet im sogenannten Gehrock, einem für die damalige Zeit typischen Mantel. Die Figur steht aufrecht in klassischer Pose von Stand- und Spielbein auf einer Sockelplatte. Mit der linken Hand gestikuliert er so, als ob er dem Zuhörer ein subtiles Detail seiner Botschaft erläutern möchte. Der rechte Arm ist in würdevoller Haltung auf den Rücken gelegt; erst mit einem Perspektivenwechsel von der Seite oder von hinten entdeckt man das Buch, das er in dieser Hand hält. Portraitiert uns der Bildhauer den Pfarrer, der die Bibel kommentiert und das Wort Gottes verkündet? Oder zeigt die Bronzefigur eher den kritischen Zeitgeist und Schriftsteller Gotthelf, der eines seiner literatischen Werke erläutert?
Das Standbild wird auf einem Kalksteinkubus präsentiert. Auf der Frontseite wurde die folgende Inschrift eingraviert: „GOTT DER HERR HAT DIE PFLICHTEN ZUERST GESETZT NACH DEN PFLICHTEN ERST KOMMEN DIE RECHTE NACH DEM SÄEN KOMMT DAS ERNTEN“. (BF)