Fredy Peissard realisierte im Sensebezirk mehrere Brunnenplastiken. Der Künstler, der zuerst den Beruf eines Maschinenmechanikers erlernen wollte, sich dann aber für die Kunst entschied, gestaltet seine Werke oft in Form von komplexen beweglichen Mechanismen, hinter denen gesellschaftspolitische Ideen und seine persönlichen weltanschaulichen Gedanken stecken. Das Verstehen dieser Werke bedingt oft nicht bloss ein aufmerksames Betrachten, sondern auch Kenntnis der Geschichte, die Peissard uns erzählen möchte.
Anlässlich der Einweihung des Brunnens hatte Anton Jungo Gelegenheit, sich mit dem Künstler eingehend zu unterhalten. Seine einleitende Anmerkung zur folgenden Werkbeschreibung - „Versuch einer Deutung“ - zeugt von seinem Ringen, um die Darstellung des komplexen Inhalts:
Versuch einer Deutung von Fredy Peissards „Zeitplastik“
Aus einem Felsbrocken sprudelt Wasser in ein rotes, herzförmiges Gefäss. Ist das Herz voll, geht für einen Augenblick ein Geratter los: das Gefäss wird leergekippt, Metallteile knirschen, eine rote Kugel schnellt durch die Luft, ein Mahlstein platscht ins Wasser, und an der nahen Hauswand nimmt der Uhrzeiger auf einem Zifferblatt mit menschlichen Gesichtern einen Sprung.
Zehn Minuten muss man mindestens aufwenden, um den Verlauf des geschilderten Geschehens am neuen Brunnen, den der Bildhauer und Eisenplastiker Fredy Peissard für das Altersheim des Sensemittellandes in Tafers geschaffen hat, mitzuerleben. Es lohnt sich aber auch eine grössere Investition an Zeit, um das Funktionieren dieser „Zeitplastik“ zu verstehen und über die bildliche Aussage des Künstlers zu meditieren.
Fredy Peissard will mit seiner „Zeitplastik“ die Bewohner des Altersheims und seine Besucher einladen, sich darüber Gedanken zu machen, wie lange der Mensch mit Natur und Umwelt – wovon er selbst ein Teil ist – in der heutigen Art und Weise umspringen kann. Könnte es nicht sein, dass er mit seinem Verhalten zerstört, was er während Jahrtausenden aufgebaut hat – auch die sozialen Werke – und schliesslich die Menschheit auslöscht?
Er hat aber auch nichts dagegen, wenn jemand sich an seiner „Zeitplastik“ ganz einfach freut ...
(Jungo, 1993)