In seiner Rede anlässlich der Feierlichkeiten beschreibt der Künstler sein Werk: „Das Projekt Roter Faden versteht sich als spielerische Allegorie auf den Alltag und den Bildungsweg der Schüler. Wie ein roter Faden durchzieht ja die Bildung den Werdegang jedes Einzelnen - verwickelt, geordnet, auf und ab, immer prägend. Der rote Faden tritt zuerst auf der Rückwand der Turnhalle in Erscheinung. Er macht ein paar Schlaufen, um (bildlich gesprochen) unter der Pflästerung des Vorplatzes zu verschwinden, nur um kurz darauf auf dem Farb-Asphalt des Pausenplatzes wieder zu erscheinen und sich nach einigen weiteren Schlaufen spiralförmig um ein Zentrum zu wickeln. Unterwegs hebt sich der rote Faden mitunter an, um sich in eine Sitzbank zu verwandeln. Im Zentrum der Spirale steht ein Baum... Oder ist es umgekehrt? Entsteht der rote Faden im Zentrum, wickelt sich spiralförmig und in mehreren Schleifen ab, um schlussendlich auf der Rückwand der Turnhalle gen‘ Himmel zu entschwinden?“ Beim Gang durch die Schulanlage sehen wir das Werk immer fragmentarisch. Die rote Linie begegnet uns aus unterschiedlicher Perspektive und verändert dadurch ihre Form und Erscheinung. Einmal bewegt man sich im Werk selbst (– wird Teil davon), dann betrachtet man es als Aussenstehende aus der Vogelperspektive (– gewinnt Distanz und Überblick), dann wiederum als Spiegelung in den Fensterfronten (– eine Einladung zur Reflexion?). Die Spirale findet sich in vielfältigen Varianten in der Natur und ist seit den frühesten Anfängen bis heute in der bildenden Kunst als symbolträchtiges Motiv präsent. Die Spirale verbindet durch harmonisches und spannungsvolles Aufeinanderbeziehen die Zielstrebigkeit der Geraden mit der periodischen Wiederkehr des Kreisens. Sie ist Ausdruck von Bewegung, von Entfaltung, aber auch des Wiederkehrens, des In-sich-Gehens, - ein wahrlich schönes Sinnbild für uns Menschen. Die Kinder nutzen die sich öffnende oder verengende Linie zum spontanen Spiel und für ihr natürliches Bedürfnis nach Bewegung. (BF)