Der Kreuzweg hat in der christlichen Ikonografie eine lange Tradition. Seit der Zeit um 1600 ist er Teil der Ausstattung von katholischen Kirchen und diente damals den meist leseunkundigen Kirchenbesuchern zur biblischen Belehrung und spirituellen Besinnung. Er zeigt in 14 Stationen den Leidensweg von Jesus, von der Verurteilung durch Pontius Pilatus, bis zur Kreuzigung und Grablegung. Der Kreuzweg in der Kirche dient der persönlichen Meditation und steht auch im Zusammenhang mit Andachtsritualen (Kreuzwegandacht, Rosenkranzgebet), in denen des qualvollen Leidens und Sterbens von Christus gedacht wird.
Die ersten sieben Stationen des Kreuzweges sind an der Nordseite der Kirche angebracht. Den Anfang bildet die Tafel vorne links mit der Darstellung von Christus, zusammen mit dem römischen Statthalter Pilatus. Die beiden Abbildungen oben zeigen die Stationenen 8 (Jesus begegnet den weinenden Frauen) und 9 (Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz), die die Fortsetzung der Leidensgeschichte auf der Südwand hinten rechts in der Kirche präsentieren. Den Abschluss bildet vorne rechts die Grablegung.Die Malereien zeichnen sich durch eine klare kompositorische Gestaltung aus. Eindrücklich vermitteln die dargestellten Figuren durch ihre Körperhaltung und Gestik das Leiden, den Schmerz und die Trauer.
Den Bildzyklus in Wünnewil schuf der Künstler Paul-Théophile Robert. Er stammte aus einer neuenburgischen Malerfamilie. Robert weilte unter anderem längere Zeit zu Studienzwecken in Paris und verbuchte vor allem zu Beginn der 1920er-Jahre mit seinen Arbeiten einen beachtlichen internationalen Erfolg. Im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise kehrte Robert in die Schweiz zurück und wendete sich ab 1930 vermehrt der religiösen Kunst zu. Seine neoklassizistische Malweise verkörperte für kirchliche Würdenträger, wie dem damaligen Bischof Marius Besson, eine für den Kirchenraum akzeptable Modernität. In mehreren Kirchen der Schweiz realisierte Robert den zum Teil monumentalen künstlerischen Schmuck. (BF)