Auf dem Pausenhof der Orientierungsschule begegnen wir einem Werk des Berner Künstlerpaars Ueli und Susi Berger. Auf dem asphaltierten Geviert zwischen den Schulgebäuden und der Turnhalle liegt ein weisses kugelförmiges Objekt am Rande eines länglichen Wasserbeckens. Die ovale Form des seichten Beckens erinnert an einen imaginären Schatten, den die Kugel, von einer tief liegenden Lichtquelle aus nordwestlicher Richtung beschienen, werfen könnte. Oder ist es die Spur des auf dem Boden aufschlagenden Gestirns, geworfen von einem gigantischen Kugelstosser, das hier im Schulareal zum Stillstand kam? Beim Nähertreten entdecken wir, eingegossen auf der Oberfläche, eine skurrile Ansammlung von Alltagsgegenständen: Ein verspieltes Chaos, das uns zum neugierigen Betrachten einlädt, schmunzeln lässt oder irritiert und so zum Denken anregt.
Die „Weltkugel“ wurde 1999 im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau des OS-Zentrums realisiert. Die Künstler trugen damals gleichzeitig auch ihren Anteil zum Gestaltungskonzept des Pausenplatzes und der Umgebung bei. Anlässlich der Einweihungsfeier stellte Walter Tschopp diese Plastik Werken früherer Epochen gegenüber, die auf öffentlichen Plätzen und vor Palastanlagen oft kriegerische Szenen darstellten, Eroberungen verherrlichten oder machtvolle Herrscher glorifizierten. Bergers Kunst scheine vergleichsweise friedlicher, alltäglicher und poetischer zu sein. Dennoch meldeten sich bei Tschopp auch Zweifel: „Aber vielleicht haben sich die Schlachten einfach verlagert? All die in Bergers Weltkugel sozusagen archäologisch eingelagerten Konsumgüter: Fernseher und Computer, Kofferradios und Colaflaschen, Moonboots und Benzinkanister stehen für gleich viele wirtschaftliche Schlachten um die Vormachtstellung weltweit, wo es um das Niederringen der Konkurrenz geht, etwa zwischen Microsoft und seinen Gegnern, zwischen VHS und Sony, Mercedes und Chrysler, deren Chefs und Manager immer wieder selbst in Interviews von wirtschaftlichen Feldzügen, von Eroberungen und Auffressen des Gegners reden. In diesem Sinne trägt die so verspielte, so poetisch und sinnlich daherkommende Bergersche Weltkugel eine Zivilisationskritik in sich, wie sie einem Denkmal, einem Denk mal, ansteht.“ (BF)