Jean Tinguely ist der international bekannteste Freiburger Künstler. Seine Werke sind nicht nur in Freiburg selbst, sondern auch in den grossen Metropolen Europas und in den U.S.A. ausgestellt. Unter Kunstkennern wird er neben Alberto Giacometti und Max Bill sogar als „international erfolgreichster Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts“ (Zehnder-Jörg, 212) betrachtet.
Mit seiner Plastik Eureka, die an der Schweizerischen Landesausstellung, der Expo 1964, in Lausanne ausgestellt wurde, gelangten seine maschinenähnlichen Konstruktionen erstmals konkret ins öffentliche Bewusstsein der Schweizer. Diese bestehen in der Regel aus Alteisen und sonstigen Abfällen, die Tinguely auf Schrottplätzen zusammengesucht hatte. Mit der Wiederverwendung von Abfällen schloss er sich zusammen mit Künstlern wie César, Arman und Niki de Saint Phalle der Bewegung des New Realism an. Eine bedeutende Sammlung seiner Maschinenplastiken befindet sich in Freiburg und können im Espace Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle bestaunt werden. Gleichzeitig beherbergt die Stadt Basel das Tinguely-Museum, welches viele seiner Werke zeigt und in Wechselausstellungen Bezug nimmt auf die grosse Ausstrahlung seiner Arbeiten.
Als eines der Wahrzeichen von Freiburg, steht der „Tinguely-Brunnen“ inmitten eines grossen, runden Steinbeckens auf dem Grand-Places, einem der belebtesten Plätze der Stadt. Die von einem Elektromotor angetriebene Plastik aus Rädern, Metallelementen und flexiblen Schläuchen, bewegt sich rhythmisch und spritzt dabei Wasser in alle Richtungen. Dabei spielt das Wasser als Komponente des Schauspiels eine wichtige Rolle, die laut Basler Tinguely-Museum darin besteht, die Skulptur um eine ästhetische Dimension zu erweitern. Mit dem Wasserspiel werden „die Bewegungen der Maschine verdoppelt und in die Luft [ge]zeichnet“. Nach dem Fasnachtsbrunnen in Basel (1977) und dem Strawinskybrunnen in Paris (1983) ist dies Tinguelys dritte Brunnenplastik im öffentlichen Raum. Bereits 1972 hatte er dafür beim Stadtrat eine Bewilligung beantragt, konnte das Werk aber erst zehn Jahre später realisieren.
Jean Tinguely war ein grosser Fan des Rennsports. Diese Leidenschaft führte zu einer engen Freundschaft mit dem ebenfalls aus Freiburg stammenden Formel-1-Piloten Jo Siffert. Deshalb ist die Brunnenanlage auf der Schützenmatte dem 1971 tödlich verunglückten Rennfahrer gewidmet. Der Motorsport, die Faszination für Bewegung, Beschleunigung und Geschwindigkeit dienten dem Künstler als Inspirationsquelle für viele seiner Werke, so bestimmt auch für "Hommage an Jo Siffert".
Um Form und Bewegung möglichst gut zum Ausdruck bringen zu können, bemalte Jean Tinguely alle Teile mit schwarzer Farbe. Auf diese Weise werden die „inneren Organe“ einer Maschine vorgeführt, die den Mechanismus unaufhaltsam antreiben. Anders als viele statische Kunstwerke, die auch der Witterung ausgesetzt sind, muss Tinguely's Maschine stetig gewartet werden. Damit sie jeden Frühling wieder in Betrieb genommen werden kann, muss die Funktionstüchtigkeit kontrolliert werden und defekte Teile müssen repariert oder eventuell durch neue ersetzt werden.
Durch die Bewegung, den Wechsel von Tages- und Jahreszeiten, die Beleuchtung in der Nacht oder in unterschiedlichen Wettersituationen bietet das fröhliche Spiel der Maschine eine Vielzahl an wandlungsfähigen Bildern. Da sich das Steinbassin zudem ausgezeichnet als Sitzgelegenheit eignet, lädt dieses Kunstwerk zum Verweilen ein. Tinguelys Brunnenplastik verschmilzt dabei mit ihrer Umgebung und wird letztendlich Bestandteil unseres Lebensraums. Zusammen mit den repetitiven Geräuschen, welche die sich bewegenden Teile produzieren, entsteht ein audiovisuelles Spektakel, das alle Sinne anspricht und dabei Kunst zu einem individuellen Erlebnis werden lässt. (AW/bf)