Wer das Trottoir der Lorrainestrasse verlässt und vor der Gewerbeschule über den Rasen schlendert, wundert sich, was die zwei Beton-Kreise mitten im Grün sollen und wer sie dorthin gesetzt hat. Kein Schild gibt einen Hinweis auf den „Verursacher“ des „Lorraine Rings“ oder seinen Zweck. Der 1940 in Tschechien geborene Künstler Vaclav Pozarek setzte den Kreis 1980 vor die Gewerbeschule. Pozarek lebt seit 1968 in der Schweiz und beschäftigt sich stark mit Konzeptkunst und Minimal Art, wobei auch immer die Beschäftigung mit dem Material eine zentrale Stellung einnimmt. So folgt auch der "Lorraine-Ring" dem Prinzip des Minimalismus, dass Skulpturen auf das Wesentliche, oft einfache und geometrische Grundstrukturen, reduziert werden. Einmal fertiggestellt wurde die Skulptur aus Beton der Interaktion mit der Natur überlassen und lässt sich so auch in die Geschichte der Land Art einordnen. Der "Lorraine- Ring" lebt und verbindet sicher mit der Natur und den Jahreszeiten. Im Frühling präsentiert er die zaghaft spriessenden Blumen wie in einer grossen Vase. Im Sommer verschwindet er fast zwischen den hohen Gräsern. Der Herbst mit seinen fallenden Blättern wie auch der Winter mit dem Schnee lassen die zwei Ringe fast mit dem Boden eins werden und man muss Schnee und Laub beiseite wischen, um den grossen Kreis zu finden. Der Ring lädt jedoch auch dazu ein, ihn zu betreten, Platz zu nehmen und wie er selbst mit der Umgebung zu interagieren - wenn auch nur in Gedanken um Schutz der zwei Kreise. (bePArt 2013)